“Im Sommer 2020, als man noch glaubte, die Pandemie im Griff zu haben, war von der Regierung und von Wirtschaftsforschern zu hören, man müsse Österreichs Unternehmen im Herbst einen Schub bei der Eigenkapitalausstattung verpassen, um eine Pleitewelle zu verhindern. Es kam bekanntlich anders, die Pandemie zog sich viel länger hin, an der Eigenkapitalschwäche hat sich nichts geändert.
Mit einer Verzögerung von mehreren Monaten tastet sich die Regierung nun an eine Linderung des Problems heran. Vorwenigen Tagen stellte Finanzminister Gernot Blümel in Aussicht, dass man die Kosten für Fremd- und Eigenkapital gleichstellen und Zinsen für fiktives Eigenkapital ebenfalls steuerlich absetzbar machen will.
„Das begrüßen wir vorbehaltlos, jede Maßnahme hilft“, sagt Startup-Investor Werner Wutscher, Vorstandsmitglied der Austrian Angel Investors Association (AAIA). Aber dabei dürfe es nicht bleiben, wenn Österreich die chronische Schwäche bei der Eigenkapitalausstattung der Unternehmen beseitigen wolle. Dafür sei ein ganzheitliches Konzept entlang des Lebenszyklus von der Gründung bis zum Börsegang nötig, sagt Wutscher. Ein solches hat die Start-up-Szene gemeinsam mit der AVCO, der Vereinigung der Beteiligungs- und Risikokapitalgeber, der Jungen Wirtschaft und der Wirtschaftskammer erstellt. Dabei schlägt man fünf Maßnahmen vor: eine vereinfachte Form der Mitarbeiterbeteiligung, eine neue Rechtsform, einen Beteiligungsfreibetrag, einen staatlichen Eigenkapitalfonds sowie einen Dachfonds als Sammelbecken für Eigenkapital von institutionellen Investoren.”